Dienstag, 24. September 2013

Von den "Outings"

 Outings sind immer so eine Sache. Mir gefallen sie selten wenn sie mich betreffen. Abgesehen vom „Ich bin schwanger“ Outing, wobei ich das in manchen Momenten vielleicht auch geschickter hätte angehen können. Vor dem Informatiker (meinem Mann) beispielsweise: „Ich kann doch nicht nach Hamburg zum Konzert fahren...“ (Ok, ich hätte durchaus hin fahren können und ich ohrfeige mich heute noch dass ich es nicht getan habe. Aber ich stelle es mir auch einfach zu amüsant vor meiner Tochter später mal auf die Nase zu binden dass ich wegen ihr Robbie Williams nicht gesehen habe und sage und schreibe 90 Euro in den Wind geschossen habe). Die Reaktion meines Mannes war irgendwas irgendetwas zwischen „Bitte was?“ und „khkjhfkjhjkny“.
Nach den drei ersten Monaten war es dann ähnlich dämlich da ich bei den zukünftigen Großeltern dermaßen nervös war dass man es mir angesehen hatte bevor ich etwas sagte.
Bei der damaligen Chefin trug ich wegen der Übelkeitssache ein Druck-Armband, was sie als vierfache Mutter sofort richtig deutete und mich fragte ob ich ihr etwas zu sagen hätte. Aber immerhin waren das die freudigen Outings. 

Die MS-Outings sind in der Regel unangenehmer. Egal ob vor neuen Freunden, neuen Kollegen und Chefs oder sogar bei Ärzten. Kaum jemand weiß wie er unmittelbar danach reagieren soll. Verstehe ich absolut und würde wahrscheinlich nicht anders reagieren. Mittlerweile passiert es meist „nebenher“ z.B. wenn im Mädelskreis über Babys gesprochen wird und ich abwartend angeschaut werde wenn ich sage dass ich kein zweites Kind will oder mich aus Geburtsgeschichten heraus halte wegen meines Kaiserschnittes. Man schaut mich meist kurz und verhalten genau an um scheinbar irgendein Anzeichen zu finden. Mein unglaubliches Glück ist es, dass es die seit 1,5 Jahren nicht mehr gibt. Manche (meist Frauen) wollen dann dass ich erzähle und das mache ich dann auch. Gebündelt und gut dosiert, fast als würde ich eine Kurzzusammenfassung meiner letzten 11 Jahre (Himmel...) wiedergeben. Schlechte Erfahrungen habe ich noch nie gemacht. Im Gegenteil, denn egal wo und bei wem ich es erzähle wird mir Hilfe angeboten. Das ist etwas was mich jedes Mal aufs Neue wieder total sprachlos macht und schlussendlich bin ich diejenige bin die mit ihrem eigenen Outing nicht umgehen kann. Das ist etwas was man nicht erklären kann. Genauso wenig wie ich es erklären kann warum ich die Tage vor und nach dem Neurologen Termin nicht mag (selbst wenn alles ok ist), ich ein bestimmtes Lied von U2 http://www.youtube.com/watch?v=Akx56XL8udw nicht hören kann ohne dass ich einen Kloß im Hals habe und warum ich immer nur MS sage und nicht Multiple Sklerose.

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