Outings sind immer so eine Sache. Mir gefallen sie selten
wenn sie mich betreffen. Abgesehen vom „Ich bin schwanger“ Outing, wobei ich
das in manchen Momenten vielleicht auch geschickter hätte angehen können. Vor
dem Informatiker (meinem Mann) beispielsweise: „Ich kann doch nicht nach Hamburg zum Konzert fahren...“
(Ok, ich hätte durchaus hin fahren können und ich ohrfeige mich heute noch dass
ich es nicht getan habe. Aber ich stelle es mir auch einfach zu amüsant vor
meiner Tochter später mal auf die Nase zu binden dass ich wegen ihr Robbie
Williams nicht gesehen habe und sage und schreibe 90 Euro in den Wind
geschossen habe). Die Reaktion meines Mannes war irgendwas irgendetwas zwischen
„Bitte was?“ und „khkjhfkjhjkny“.
Nach den drei ersten Monaten war es dann ähnlich dämlich da
ich bei den zukünftigen Großeltern dermaßen nervös war dass man es mir
angesehen hatte bevor ich etwas sagte.
Bei der damaligen Chefin trug ich wegen der
Übelkeitssache ein Druck-Armband, was sie als vierfache Mutter sofort
richtig deutete und mich fragte ob ich ihr etwas zu sagen hätte. Aber immerhin
waren das die freudigen Outings.
Die MS-Outings sind in der Regel unangenehmer. Egal ob vor
neuen Freunden, neuen Kollegen und Chefs oder sogar bei Ärzten. Kaum jemand
weiß wie er unmittelbar danach reagieren soll. Verstehe ich absolut und würde
wahrscheinlich nicht anders reagieren. Mittlerweile passiert es meist
„nebenher“ z.B. wenn im Mädelskreis über Babys gesprochen wird und ich
abwartend angeschaut werde wenn ich sage dass ich kein zweites Kind will oder
mich aus Geburtsgeschichten heraus halte wegen meines Kaiserschnittes. Man
schaut mich meist kurz und verhalten genau an um scheinbar irgendein Anzeichen zu finden. Mein unglaubliches Glück ist es, dass es die seit 1,5 Jahren
nicht mehr gibt. Manche (meist Frauen) wollen dann dass ich erzähle und das
mache ich dann auch. Gebündelt und gut dosiert, fast als würde ich eine
Kurzzusammenfassung meiner letzten 11 Jahre (Himmel...) wiedergeben. Schlechte
Erfahrungen habe ich noch nie gemacht. Im Gegenteil, denn egal wo und bei wem
ich es erzähle wird mir Hilfe angeboten. Das ist etwas was mich jedes Mal aufs
Neue wieder total sprachlos macht und schlussendlich bin ich diejenige bin die
mit ihrem eigenen Outing nicht umgehen kann. Das ist etwas was man nicht
erklären kann. Genauso wenig wie ich es erklären kann warum ich die Tage vor
und nach dem Neurologen Termin nicht mag (selbst wenn alles ok ist), ich ein
bestimmtes Lied von U2 http://www.youtube.com/watch?v=Akx56XL8udw nicht hören kann ohne dass ich einen Kloß im Hals habe und warum ich immer nur MS sage und nicht Multiple Sklerose.
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