Freitag, 10. Juli 2015

Outing(s)

Mir geisterte seit einiger Zeit schon ein Gedankengang durch den Kopf. Nach einiger Zeit des Geisterns machte ich ihn dann auch mal öffentlich. Zuerst dem Informatiker gegenüber. Es bezieht sich auf meinen "Öffentlichkeitsumgang" mit der MS in Bezug auf die Schule. Klar, meine Kolleginnen wissen Bescheid. Der Chef sowieso. Eltern/Schülern gegenüber was das bislang immer so eine Sache. An meiner ersten Schule - Referandariat - wurde es gen Ende hin offensichtlich, dass ich krank war. Da diese Ausbildungszeit ja nicht unbedingt als stressfrei gilt ging hier es "rund", bzw. genau das tat es gesundheitlich nicht. Da ich während dieser Zeit nie lange krank zu Hause bleiben wollte, schleppte ich mich auch mit Schüben an die Arbeit und musste oftmals sogar Krücken zur Hilfe nehmen. Ziemlich blöd eigentlich. Die Ausbilder hatten mir mehrmals angeboten alles zu verlängern. Aber ich wollte alles zügig abschließen. Lange Rede... die Schüler sahen es, ich wich trotzdem Fragen aus. Die Eltern sahen es auch, fragten aber nicht nach. Wussten es aber, denn sie waren ja auch nicht blöd.
An der nächsten Schule hatte ich auch noch einige Schübe. Hier machten ich allerdings schon keine solcher Stunts mehr.. von wegen krank zur Abeit gehen. Entsprechend öfter war ich dann auch mal nicht da. Hier "sah" es jedoch keiner, denn wenn ich nicht gut laufen konnte war ich ja nicht präsent für mein "Publikum". Trotzdem machte es irgendwann die Runde. Wie genau weiß ich bis heute nicht. Fest steht aber, dass eigentlich jeder wusste, dass es, wenn überhaupt, nur meine Aufgabe war etwas von der Krankheit zu erzählen. Sahen scheinbar Kollegen nicht so. Anders kann ich es mir nicht erklären. Ärgerte mich damals schon ein wenig.

Da ich jetzt drei Wochen lang ausfiel wegen des Schubs beschäftigte mich dieses "Elternthema" zwangsläufig wieder. Denn Eltern denken sich ihren Teil wenn die Klassenlehrerin länger fehlt. Mit den Vorerfahrungen im Hinterkopf überlegt man sich ja auch so einiges. Zum einen möchte ich nicht länger alles totschweigen und verheimlichen, zum anderen will ich es sein, die es (wenn) erzählt. Nicht irgendwer der es nicht hat. Ich hatte also für mich den Entschluss gefasst, ehrlich zu antworten auf die eventuelle Frage nach dem Grund meines Fehlens. Wohlgemerkt nur Eltern gegenüber. Kinder können schwer mit so etwas umgehen. Nach einem Gespräch mit dem Informatiker, der mich darin bestärkte aber auch die bereits durchdachten Konsequenzen vor Augen führte (Befangenheit, Unsicherheit, Sorgen ob die Schüler trotzdem ordentlich unterrichtet werden, Schulort ist ein Dorf -> spricht sich zügig rum), suchte ich das Gespräch mit meinem Chef. Nicht etwa um ihn um "Erlaubnis zu bitten" sondern um auch ihm meine Entscheidung mitzuteilen. Sowohl er als auch die Kolleginnen lobten meine Offenheit und versicherten mir Rückhalt. Direkt am nächsten Tag hatte ich dann ein Gespräch mit meiner Klassenelternbeirätin. Nicht wegen des "Outings" sondern eigentlich wegen unseres Klassenfestes. Eben jenes war übrigens mein Anlass überhaupt über diese ganze Geschichte nachzudenken. Denn hier könnte es durchaus sein, dass man mich konkret auf mein Fehlen anspricht. Nachdem wir dann über Biertischgarnituren, Grillgut und Salate gesprochen hatten, machte ich also reinen Tisch. Und was passierte?
"Frau S., ich weiß das schon..."

Und jetzt weiß ich auch nicht. Ich bin irgendwas zwischen sauer, wütend und frusttriert weil mir mal wieder die Möglichkeit genommen wurde etwas alleine zu erledigen. Sie sagte mir nicht von wem sie es bereits wusste. Versicherte mir aber, dass sie selbst es nicht weitererzählt hätte und auch nie tun würde. Es sei schließlich allein meine "Sache". Riet mir sogar davon ab eine solch private Angelegenheit öffentlich im Rahmen der Schule zu machen. Der Informatiker würde mir jetzt wohl sagen: "Keine Sorge, jetzt wird es sowieso bald jeder im Ort wissen." Wahrscheinlich, denn irgendwer hat ja offensichtlich schon getratscht.

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