Donnerstag, 12. Dezember 2013

Heim

Morgen fahren der Informatiker, Missy und ich über das Wochenende nach Marburg. Das letzte Mal war ich im Sommer dort. Allerdings nur für einen Nachmittag um meine (und Missys) Mädels zu treffen. War mehr oder weniger eine recht chaotische Angelegenheit, was vielleicht auch ein wenig an der extremen Hitze lag.
Das nächste Mal, so schwor ich mir damals, wird anders angegangen. Und zumindest die Temperaturen werden uns dieses Mal nicht ausbremsen. Wir haben sogar eine - so hoffe ich - nette Unterkunft, nämlich ein kleines Häuschen im ehemaligen Wohnörtchen. "Das ist doch mal ein Gag", meinte der Informatiker aber ich sehe das Ganze ein wenig skeptischer. Nicht wegen des Häuschens oder dem Ort, herjeh nein. Ich freue mich auch wie ein kleines Kind auf unseren Kurzurlaub, darauf dass wir liebe Freunde treffen, durch die Stadt schlendern und in Erinnerungen schwelgen werden. Leider ahne ich jetzt schon dass mir genau DAS zum Verhängnis werden kann. Mir wird teilweise bewusst, teilweise unbewusst vor Augen geführt werden welches Leben ich früher hatte. Welche Freunde und Angewohnheiten ich zurückgelassen habe. Marburg war nicht nur ein Lebensabschnitt, es war irgendwie mein Leben. Ich habe dort bzw. in der Nachbarstadt studiert, mein Referendariat gemacht, meine erste Wohnung gehabt, gearbeitet, gelitten, gelacht, geweint, große und manchmal auch tragische Freundschaften gehabt, geheiratet, mein Kind bekommen. Gelebt eben. Natürlich betone ich auch immer wieder, dass ein Aufbruch und Neuanfang sein musste, dass es mir gut getan hat. Wahrscheinlich würde ich auch nicht mehr zurück gehen wollen, selbst wenn die Möglichkeit bestände. Trotzdem wird es seltsam werden morgen dieses alte Leben zu besuchen. Im günstigen Fall werde ich das Wochenende schlussendlich als nicht anderes sehen: Einen Besuch. Ein Sightseeing Trip um den unbedingt notwendigen Abstand komplett zu bekommen. Um zu 100% festzustellen dass ich mich von Grund auf verändert habe.

Die Erkenntnis dass man sich verändert hat traf uns gestern Abend übrigens wie ein Schlag, denn wir schauten "Kevin allein in NY" und waren zum ersten Mal fast entsetzt über die die "Hau-drauf-Szenen" und dass der Film ein Kinderfilm ist. Himmel sind wir Spießer geworden. Eltern eben...

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