Sonntag, 12. Januar 2014

"Aber man sieht doch gar nichts..." Teil 2

Die Zeichnung verdutzte die Therapeutin, da sie ein anderes Ergebnis erwartet hatte. Ich hatte ein kleines "Etwas" gezeichnet und sie ging davon aus ich würde mindestens ein großes A4 Blatt füllen. Meine Erklärung, dass ich mir die MS natürlich klein vorstelle, weil sie schließlich in mir (wo auch immer) ist. Die Therapeutin sah das als ersten Schritt in die richtige Richtung an. Es brauchte schlussendlich aber noch einige Schritte bis ich dort angelangt war wo ich heute bin. Die Zeichnung hat den letzten Umzug scheinbar nicht überstanden, denn einerseits soll man ja alten Ballast nicht mit ein neues Leben nehmen und andererseits bin ich nicht die Ordentlichste was solchen Kleinkram betrifft. Außerdem bin ich nicht sicher inwieweit es mir jetzt noch helfen könnte dem Ganzen ein Gesicht zu geben. Das Körpergefühl ist es auf was ich mich mittlerweile ganz gut verlassen kann. Merke ich, wie vor einigen Tagen, dass sich irgendetwas tut versuche ich es trotzdem für einen Moment zu "orten" und versuche zu verstehen was gerade passiert. Weshalb jetzt die Hand taub wird, weshalb das Bein kribbelt oder weshalb ich plötzlich kurz verschwommen sehe. Natürlich kann man es auf medizinischem Weg erklären, irgendwie dann aber doch wieder nicht vollständig. Ich kann nicht sehen was passiert. Kein Anderer kann es (außer die Ausnahmen...). Sicher sehe ich hin und wieder MRT Bilder, aber die schiebe ich bewusst und aus purem Selbstschutz ganz weit weg. In den Anfangsjahren hatte ich verhältnismäßig leichte Schübe, d.h. man sah mir die Krankheit nicht an. Der häufigste Satz auf einen Schub war: "Aber man sieht doch gar nichts...!" Das war natürlich Öl ins Feuer gießen, denn wie soll man Jemandem etwas begreiflich machen, das man selbst nicht versteht. Später machte es mir die MS dann "leichter", denn die Schübe wurde schwerer und somit sichtbarer für meine Umwelt. Was deren Fragen aber nicht wirklich reduzierte... Ich muss aber zur Verteidigung sagen, dass ich bislang nie eine schlechte Erfahrung machte. Egal wo es zum Thema wurde/wird, ich hätte immer Hilfe bekommen können wenn ich denn welche gewollt hätte...

Die Therapeutin meinte damals ich solle versuchen die MS weder als Feind noch als Freund anzusehen. Heute sehe ich sie als nichts weiter an, als etwas was mein Leben anders macht. Einzig die Unberechenbarkeit ist es, die mir zu schaffen machen kann. Und das Wissen dass es ohne das Medikament eben ganz anders ablaufen würde.

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