Montag, 21. April 2014

Von der gesunden Gesichtsfarbe - Teil 1/2

Es ist ja so eine Sache mit dem Kortison. Eine für mich immer feine Sache, da es dermaßen schnell wirkt und zügig auf die Beine hilft. Im wahrsten Sinn. Meist bin ich selbst immer erstaunt wie ich der Wirkung zuschauen kann und bis jetzt dankenswerter weise schon am zweiten Tag der Infusion (dieses Mal sind es drei gewesen) Besserung spüren kann. Meine größte Freude hatte war beispielsweise dass ich die Treppe runter laufen konnte ohne mich festhalten zu müssen. Dass es trotzdem wohl noch einen kleinen großen Moment dauern wird bis alles wieder heil ist weiß ich und versuche mich nicht zu sehr auf das Zügige einzuschießen. Leichter gesagt als umgesetzt da das Kortison auch andere Wirkungen hat. Einerseits puscht es auf. Tagsüber ist das ja oft gar nicht sooo tragisch, denn gerade momentan versuche ich die Energie in möglichst nette Aktivitäten einzugliedern, entdecke beispielsweise das Fotografieren ein wenig für mich. Die Nächte sind dagegen nicht die besten, denn selten finde ich in den Schlaf und wenn doch, dann für maximal zwei bis drei Stunden.

Eine andere Sache ist die, dass es auch dieses Mal - wie es früher oft der Fall war - ein mühsamer Weg bis zur ersten laufenden Infusion war. Ein Abriss meiner letzten Tage:
Donnerstag Nachmittag:
Ich entschied mich in die neurologische Notaufnahme zu fahren, da ich kaum noch einen graden Schritt gehen konnte und mir die rasante Schubentwicklung zu Denken gab und ich handeln wollte. Mein Vater fuhr mich, da alles andere nicht möglich wäre. Wir verbrachten sage und schreibe fünf Stunden mit Warten. Zum Vorgespräch kam es zügig und der Arzt versprach dass ich nicht lange warten müsse bis die Neurologin käme. Haste gedacht.... Mein Vater entdeckte in dieser Zeit Angry Birds für sich und spielte gefühlt das komplette Spiel mit sämtlichen Levels durch. Irgendwann am Abend ging es weiter und ich traf tatsächlich auf die Oberärztin inklusive ihrem (gefühlt) Azubi. Erstere sprach ein paar Takte mit mir, riet zum Kortison und schickte mich raus mit dem Hinweis dass ihr Azubi mich SPÄTER untersuchen werde. Also noch einmal eine Stunde warten bis Azubi meine sämtlichen Reflexe testete, mich laufen und hüpfen ließ und sich dann mit theatralischer Geste neben mich setze und mit ernster Miene meinte: "Ich fürchte ich muss Ihnen sagen dass Sie einen Schub haben!"
Ach nein, wirklich? Jetzt weiß ich wieder warum ich ja eigentlich hier her gekommen bin. BITTE. Es gibt ja solche Momente da will man eigentlich nur noch mit dem Kopf an eine imaginäre Wand schlagen. Das war so einer. "Bleiben Sie dann hier im Krankenhaus zur Infusion, ja?"(Wo ist meine Wand), "Nein, weshalb?" "Na weil Ostern ist!" "Ok, ich mache Ihnen einen Vorschlag, sie geben mir einfach das Rezept so wie sie es bislang immer gemacht haben und ich fahre morgen früh gleich als Erstes zum näheren hausärztlichen Notdienst und die legen mir dann die Infusionen für die nächsten drei Tage?" "Aber hier ists auch schön. Und außerdem haben wir sowas noch nie gemacht." "Sie haben doch meine Akte hier liegen... schauen sie doch mal rein. da steht das drin dass wir das früher immer genau so gemacht haben." Raschel raschel... "Ja, stimmt, aber da war ich noch nicht hier und seitdem ich hier bin ist alles anders." "Die Oberärztin meinte doch vorhin, dass Sie sie anrufen sollen falls irgendetwas unklar sei, oder?" Macht er dann tatsächlich auch und da besagte Kollegin recht laut und deutlich am Telefon spricht kann ich jedes Wort hören. Was er nicht zu wissen scheint denn aus ihrem "Ja, sicher können Sie ihr das Rezept so mitgeben.! wird ein "Na ausnahmsweise und auch nur weil Ostern ist gebe ich Ihnen das Rezept mit." Zur Strafe druckt er es aus, versieht es mit einem Stempel und legt es vor sich hin um mir dann mitzuteilen dass ich jetzt noch warten müsse bis er es unterschrieben habe. Ich solle rausgehen und er bringt es mir dann SPÄTER. Nur zur Anmerkung: Er unterschrieb es selbst, nicht etwa irgendein oberster Azubi. Gerädert und nur noch müde und kaputt vom Warten verließen wir dann gegen 20.30 Uhr die Krankenhaus um gen Heimat zu fahren. "Jetzt hast du das Schlimmste hinter dir," dachte ich mir noch blauäugig auf der Fahrt.
Da lag ich gründlich daneben.

Teil 2 folgt...

2 Kommentare:

ingrid hat gesagt…

Hi, gut geschrieben, irgendwie kommt mir das sehr bekannt vor. Bin gespannt auf Teil II.
Liebe Gruesse.......:-) :-)

Silvia hat gesagt…

Einfach sagenhaft! Der Arzt (sorry, weiss nicht, was Azubi heisst, bin halb Ausländerin) brauchte wohl ein Machtgefühl. Als ob seine Patienten nicht schon mit genug Problemen zu tun hätten. A........!

Bin auch auf die Fortsetzung gespannt, super Post wie immer! Danke!