Seit dem letzten Posting ist wohl ein wenig passiert. Das erwähnte deutliche Gespräch hat mich ordentlich zum Nachdenken gebracht und das war doch immerhin der größte Schritt in meiner bisherigen MS-Historie. Im brutalen Schnelldurchgang habe ich gelernt mich mit der Krankheit abzufinden. Dadurch wurde mir erst mal bewusst dass ich genau das in den 11 (!!) Jahren zuvor nie wirklich geschafft habe. Was hat mich dazu bewogen? Aktuell beispielsweise dass ich mich nicht so gut bewegen kann. Seit Ostern laufe ich je nach Stimungs-und Wetterlage mehr schlecht als recht. Meine rechte Hand krampft und die Handinnenflächen sind meist komplett taub. Die Fatigue (und tatsächlich wird es genau das sein) zwingt mich regelrecht dazu mich oft auszuruhen.
Seit Ostern... eine ganze Weile also schon. Noch vor kurzem hätte ich längst beim Neurologen auf der Matte gestanden mit Schubverdacht. Aber irgendwie ist es anders. Denn ich weiß dass manches eben einfach "da" ist. Das in den früheren Jahren wohl doch schon ein bisschen kaputt gegangen ist. So gehe ich jetzt halt einfach ein wenig langsamer und bedachter. Im wahrsten Sinn des Wortes. Der Gang zum Neurologen sollte man trotzdem nicht scheuen? Aber was soll er schon machen? Klar, Cortsion. Aber sonst? Mir nur wieder sagen dass ich halt nicht jünger werde? Dass ich mit meinen 11 Jahren MS halt eben jetzt an dem Punkt bin an dem ich sie spüren muss. Das schiebe ich mir noch ein wenig auf. Bis in 3 Wochen, denn da habe ich einen Termin bei einem anderen Neuro. Warum? Weil ich eben jetzt an dem Punkt bin an dem ich die MS spüre. Und weil ich andere Meinungen brauche. Weil ich mehr Unterstützung brauche. Weil ich nicht mehr nur die 0815-Patientin bin. Weil ich jetzt soweit bin mich mit sämtlichen Konsequenzen auseinanderzusetzen. Weil ich zu wenig gemacht habe in der Vergangenheit.
Was bedeutet das jetzt für die Zukunft? Neben dem eben genannten, dass ich die MS nicht totschweigen darf. Es ist eine Sache darüber zu schreiben... Reden kann ich darüber eher schwer. Vor kurzem war ich mit meinen Mädels weg und sie sprachen mich konkret darauf an. Und ich habe - so wurde es mir erst viel später bewusst - ich ehrlich darüber geredet. Und zum ersten Mal (!!) ohne dass mir die Tränen kamen. Ein enormer Fortschritt für mich.
Weitere Konsequenzen? Sport machen sonst trage ich definitiv eine Teilschuld wenn ich irgendwann gar nicht mehr kann. Mich mehr mit lieben Freundinnen treffen. Gelassener werden, d.h. mich nicht zu viel ärgern. (Trotz)Phasen als das sehen was sie sind: Phasen. Und vorallem eins:
Ehrlich sein. Zu mir selbst. Ehrlich sehen was ich machen kann und wann ich um Hilfe bitten sollte.
Es waren emotionale harte Wochen seit Ostern. Selbst mit dem Informatiker habe ich nicht darüber gesprochen, denn zu viele Neusortierungen habe ich in meinem Kopf durchgenommen. "Jetzt muss du es auch nur noch umsetzen", wird er sich beim Lesen denken. Beim Leben in Gedanken wird es nicht bleiben. Zuviel steht auf dem Spiel.
Und nicht dass jemand denkt ich hätte meinen Frieden mit der MS gefunden. Den werde ich nie finden. Ich habe allerdings meine Wut und damit meinen Ansporn gefunden.
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